Nach dem Agroforstprojekt in Mittelfranken Ende November waren die Tree-Athletes gleich eine Woche später wieder aktiv und haben sich bei einem Vitiforstsystem in Lorch ca. 15 km von der Loreley am Mittelrhein bei eisigen Temperaturen warm gepflanzt.
Aber der Reihe nach. Vitiforst, was ist das eigentlich? Vitiforst ist eine Form von Agroforst und sie verbindet Weinbau mit verschiedenen Gehölzen und Kräutern. Also ganz nach unserem Geschmack, Umweltschutz mit nachhaltigem Genuss verbinden. Auch am Mittelrhein macht sich der Klimawandel deutlich bemerkbar mit langen heißen und trockenen Perioden, die zur Folge Erosion, trockene Böden und eine verringerte Artenvielfalt haben. Deshalb braucht es Konzepte wie Vitiforstsysteme, die klimaresilienter sind und zum Erhalt der kulturhistorischen Weinbaulandschaft beitragen. 

6 Tree-Athletes sind dafür an den Mittelrhein gereist, um gemeinsam mit Birger und Erik von unserem Pflanzpartner Triebwerk das junge Winzerpärchen Kristina und Kai und die dazugehörige Familie Müller bei ihrem „kleinen Traum“ zu unterstützen, mit Weinbau der Natur Bäume zurückzugeben und die Biodiversität zu stärken. Auf dem Pflanzmenü standen unter anderem Maronen und so haben wir unser Pflanzfest auch saisonal und lokal mit einer Maronen-, Kürbis- und Rosenkohl-Pfanne eingeleitet. Wir waren aber nicht da, um die Ernte zu verzehren, sondern um die Grundlage für eine vielfältige und nachhaltig produzierte Ernte und ein Habitat für eine große Artenvielfalt in der Zukunft zu legen. Mit dem Ziel, dem Klimawandel im Weinbau entgegenzuwirken und gleichzeitig die Wüchsigkeit der Reben durch eine bessere Wasserversorgung zu verbessern, haben Nicolas und Birger von Triebwerk zusammen mit Kai das Projekt geplant. Zwischen jede dritte Rebenreihe sollten kleinwüchsige Bäume, Sträucher und Biokräuter gepflanzt werden.
Bevor wir jedoch loslegen, uns die Hände dreckig zu machen, hat uns Birger noch eine ausführliche Einleitung zu dem geplanten Vitiforst gegeben und uns erklärt, worauf wir zu achten haben. Denn Sorgfalt, Leidenschaft und Liebe sind das Geheimrezept, damit die Pflanzen groß und stark werden und ihre vielfältigen ökologischen Vorteile gänzlich ausspielen können.

Die Pflanzen haben übrigens auch wie wir Menschen ihre Vorlieben, bei welchen Bedingungen sie gerne gepflanzt werden und leben wollen. Draußen war es wie schon eine Woche zuvor ziemlich weiß mit Raureif und deshalb haben wir die zwei Olivenbäume lieber im Warmen gelassen. Bei einigen von uns kam der Wunsch auf, doch auch ein Olivenbaum zu sein 😉, aber wir waren eigentlich da, um das Klima oder zumindest das Mikroklima zu kühlen und so packten wir uns warm ein und fingen an die Pflanzen zu sortieren und für den Transport zur Fläche vorzubereiten. 
Insgesamt haben wir verschieden Ertragsbäume; 3 x Quitten, 4 x Haseln, 1 x Weinbergpfirsich, 2 x Esskastanie, 2 x Feigen; und 120 Himbeeren und 137 Biokräuter (Lavendel, Oregano, Estragon, Thymian und Rosmarin) in die Zwischenzeilen auf dem ca. 1.200 m² großen Weinberg mit den Sorten Riesling und Silvaner gepflanzt. Die Reihen waren unterschiedlich lang und steil, aber im Schnitt galt es, ca. 15 Höhenmeter bei über 30 % Steigung zu bewältigen, wenn wir die Reihen rauf und runter gestapft sind. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, dass wir uns sehr gut warm pflanzen konnten und der Wunsch, ein Olivenbaum zu sein, schnell in Vergessenheit geriet.

Der Boden am Weinberg, hieß es, sollte einen hohen Anteil mit Schiefergestein haben, also das komplette Gegenteil von dem lehmigen Boden eine Woche zuvor in Mittelfranken, aber genauso undankbar zum Aufbäumen. Da war die Freude groß, als wir mit Spitzhacke und Spaten leicht den weichen Boden mit relativ viel Erde in den Zwischenzeilen auflockern konnten, um die einzelnen Kräuter zu pflanzen. Der Gesteinsanteil ist aber hoch genug, sodass es am Weinberg keine Wühlmäuse gibt und deshalb konnten wir auf den Verbissschutz um die Wurzeln im Boden verzichten und haben nur oberflächig Zäune um die Ertragsbäume angebracht, um diese vor Hasen, Rehen und sogar Wildschweinen zu schützen. Auch wenn es mehr Spaß macht Bäume zu pflanzen, als Drähte zu formen und ineinander zu verkeilen und mit einer gefühlt 30 kg schweren Ramme Pfähle für den Zaun in den Boden zu rammen, ist uns die Bedeutung von Pflanzenschutz bewusst. Wir sind froh, mit Triebwerk einen Partner an der Seite zu haben, der besonders viel Wert auf den Schutz und die langfristige Pflege der Pflanzen legt.
Zur Mittagszeit duftete der ganze Weinberg wie ein Kräutergarten und bei einem ausgezeichneten Linsen Dal stellten wir uns vor, wie im Frühsommer der ganze Weinberg blüht, die Insekten summen, die Vögel zwitschern und Menschen, die den Rheinsteig abwandern, die Schönheit und Vielfalt der Natur genießen. Dadurch war die Motivation auch weiterhin hoch, die Himbeerreihen zu pflanzen und die Bäume in die Erde zu setzen. Jeder Baum bekam reichlich Wasser und eine gute Portion Holzschnitzel, damit es ihnen zum Anwachsen an nichts fehlt.

Als der letzte Baum aus der Vertikalen grüßte, stieg schon der Mond über dem von Lichtern durchzogenen Rheintal auf. Dieser Moment war schon sehr besonders, als wir uns nochmal für ein Gruppenfoto versammelten und gemeinsam den Hang hinunterschauten, um stolz zu begutachten, was wir wieder geschafft haben. 

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