Unser Tree-Athlete Kalender 2025 ist fertig

Es ist schon eine Weile her, dass ich über einen meiner Ausflüge berichtete. Das liegt zum einen daran, dass ich die letzten Jahre keinen Fernwanderweg abgelaufen bin und zum anderen gab es genügend andere spannende Tree-Athlete Aktionen, über die wir berichteten.

Die letzten zwei Jahre habe ich mich erstmalig explizit auf sportliche Ziele konzentriert. Nachdem ich Anfang des Jahres den Rom Marathon und die 100 Meilen im Elsass gelaufen bin, war ich jedoch mental ziemlich durchgelutscht. Ich musste realisieren, dass mein Leben aus zwei Packtaschen nicht geeignet ist, um mich mit den Elitefeldern der Ultraszene zu messen. Deshalb habe ich nach einer Auszeit gesucht und wie schon bei meinen vorherigen Tree-Athlons bin ich in dem Buch Weit wandern – Die 40 schönsten Trekkingrouten der Welt mit dem Via Dinarica Fernwanderweg fündig geworden. Dieser Weg geht über die dinarischen Alpen von Slowenien, über Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Montenegro, nach Albanien. Der Weg war beschrieben, als abenteuerlich, wild, einsam und wunderschön, genau das was ich wollte. Wie bei meinen bisherigen Tree-Athlons wollte ich gar nicht allzu viel recherchieren und lieber einfach mal loslaufen. Die Informationsquellen, die ich über den Via Dinarica jedoch gelesen hatte, erwähnten alle die Herausforderung genug Trinkwasser auf dem Weg zu finden. Ich verbuchte diese Info unter abenteuerlich und dachte, wenn ich 60 km und ca. 3 Etappe für Wandernde am Tag laufe, werde ich schon hin und wieder Wasser finden. Was ich nicht wusste, dass es teilweise über 40 Grad sein wird, die Wege teilweise komplett überwachsen sind und dadurch 60 km eine Wunschvorstellung waren. Ich sag es doch abenteuerlich 😉. Die Krönung war ein sehr wilder Abschnitt durch den kroatischen Wald, wo ich für 7,5 km 4 Stunden 30 Minuten gebraucht habe. Insgesamt war ich 33 Tage auf dem Weg unterwegs und ca. 10 Tage davon waren einfach wild und ich so dehydriert, dass der Spaßfaktor überschaubar war. Diese Erfahrung hat mir nochmal ganz anders unsere Grundbedürfnisse gelehrt. Diese Gefühl nach 10 Stunden oder mehr in der brütenden Hitze endlich Wasser zu finden, werde ich nie vergessen und so hat sich bestimmt Asterix nach seinem Zaubertrank gefühlt. Diese Zeit hat aber auch sehr an meinen Kräften und Nerven gezehrt und ich fragte mich, wie ich bei diesen Strapazen Energie für den Kopf tanken soll. Ich studierte jeden Abend unter klarem Sternehimmel, im Zelt oder in einer Berghütte die Karte, ob sich die Wassersituation und auch der Zustand der Wege irgendwann bessern würde. Und als ich mich dem Bergfest ca. bei der Grenze zwischen Kroatien und Bosnien und Herzegowina näherte, wurde die Landschaft abwechslungsreicher mit teilweise alpinem Gelände, mehreren Bergseen und einigen touristischen Highlights, was gleichbedeutend mit einer gut ausgebauten Infrastruktur ist. Ab hier war der Trail ein absoluter Genuss. Die Beine machten, was sie sollten, die Landschaft war wild, aber wunderschön, ich begegnete immer noch mehr Tieren als Menschen und mein Kopf wurde von Tag zu Tag freier. Ich merkte, wie ich Situationen und Emotionen aus der Vergangenheit verarbeitete und wie ich immer mehr meine innere Ruhe wiederfand. Nach dem Lauf im Elsass habe ich jegliche Motivation, Rennen zu laufen, verloren und plötzlich hatte ich wieder Bock. Wenn mich ein Gipfel in der Ferne anlachte, guckte ich, wie ich da hochkomme, auch wenn der Berg nicht auf dem Trail lag. Das sind für mich Indikatoren, dass ich im Hier und Jetzt bin und ich mich glücklich fühle. Genau nach diesem Gefühl habe ich mich lange gesehnt und deshalb habe ich diesen Tree-Athlon gemacht. Das Ende des offiziellen Via Dinaricas war in der Nähe vom albanischen Ort Valbone und dort führt auch der immer bekannter werdende Peaks of the Balkans (POB) Trail (ca. 190 km) vorbei. Da es am Ende so schön war und ich auch noch nicht genug hatte, verlängerte ich meinen Ausflug um die POB-Schleife durch Albanien, Kosovo und zurück nach Montenegro.

AIn den knapp 5 Wochen habe ich 1.379 km zurückgelegt, sodass ich mich mit einer Baumspende von 25 € belohnen konnte (€5 für jede 200 km Woche). Zusammengefasst kann ich also über den Via Dinarica sagen: „Do good. Feel good.“

Tree-Athlon:

Rad: Sauerthal – Mozirje (Slowenien): 830 km (Bild 1)
Lauf: Mozirje – Plav (Montenegro): 1.379 km und 66.800 Höhenmeter (Bild 2)
Rad: Mozirje – Braunschweig: 1.468 km (Bild 3)

Flora und Fauna: Die Balkan Region hatte eine beeindruckende Vegetation zu bieten mit einer großen Artenvielfalt. Teil des Weges waren auch einige der ältesten Bäume Europas im Nationalpark Biogradska Gora in Montenegro, der als einer der letzten Urwälder Europas bezeichnet wird. Schön waren auch die vielen Schmalblättriges Weidenröschen, die sehr häufig den Gebirgszug schmückten.

Verpflegung: Neben dem Trinken war auch die Verpflegung eine Herausforderung. Zwar wusste ich immer, wo ich das nächste Mal mein Proviant auffüllen kann, aber da ich keinen Kocher dabeihatte und die Balkan-Küche sehr fleisch- und milchlastig lastig ist, waren meine Optionen schon sehr überschaubar. Unterwegs habe ich viel Müsli und Brot gegessen, aber teilweise gab es auch keine Haferflocken, Müsli oder Cornflakes. So musste ich schon viel Süßkram essen, um überhaupt annähernd die Energiespeicher wieder auffüllen zu können. Auf dem Weg habe ich regelmäßig verschiedene Beeren, Pflaumen, Äpfel und sogar teilweise Pfirsiche gefunden, was immer toller Vitamin-Boost war. Es gab überall ein super hochkalorisches Getränkepulver mit 9 zugesetzten Vitaminen. Ideal für so einen Lauf bei heißen Temperaturen, einziges Problem was, dass ich nie wusste, wann ich für das Getränk Wasser finde. In den Dörfern habe ich mir oft einen Salat mit Brot gegönnt (Luxus) und hin und wieder gab es frischen Börek mit Kartoffeln, ein Gaumenschmaus.

Wasser: Wasser, was? Die Suche nach Wasserquellen war mit Abstand die größte Herausforderung des Weges und ich habe diesen Faktor auch unterschätzt. Auch wenn mir ein Filter an vielen Tagen nicht geholfen hätte, weil es gar kein Wasser gab, würde ich das nächste Mal einen Filter mitnehmen, weil es auch ein zwei Situationen gab, wo ich mir nicht sicher war, wie ich das Wasser vertragen werde.

Immer wieder ein besonderes Gefühl, wenn ich nach stundenlanger Dehydrierung eine Wasserquelle fand.

Terrain: Sehr unterschiedlich, in Slowenien ging der Weg durch eine tolle sehr grüne Hügellandschaft mit vielen Schlössern und Burgen und die Wege waren sehr gut ausgebaut und beschildert. Sobald ich jedoch die Grenze nach Kroatien überquert hatte, änderte sich die Wegbeschaffenheit und viele Wege waren sehr überwachsen mit einer Kombination auf Brennnesseln, Disteln, Kletten und Himbeeren. Toll! 😉 Es ging sehr viel durch den Wald mit gelegentlichen Gipfeln, die eine wundervolle Aussicht auf die Adria Küste mit den vielen vorliegenden Inseln boten. Im südlichen Teil Bosniens, in Montenegro und auch zum Teil in Albanien führten teilweise sehr technische Trails durch alpines Gelände, aber das schöne ist, dass diese Regionen noch nicht so erschlossen sind wie z.B. die Alpen.

Wetter: Auch die Hitze habe ich etwas unterschätzt. Viele Tage war es 30 Grad plus und in Kroatien, als die Wegbeschaffenheit und die Wasserverfügbarkeit sehr überschaubar waren, zeigte das Thermometer teilweise auch eine 4 vorne an. Hin und wieder zogen ein paar Gewitterwolken auf, die eine angenehme Abwechslung zur brennenden Sonne waren, aber geregnet hat es nur 1,5 Tage, sodass es eine willkommene erfrischende Dusche war. Als ich schon auf dem Rückweg war, schlug das Wetter aber abrupt um und von 30 Grad sanken die Temperaturen auf einstellige Gradzahlen und am Triglav über 2.000 m Höhe lag sogar relativ viel Schnee.

Besonderheiten: Abschnitte des Trails waren schon sehr einsam, sodass ich teilweise über mehrere Tage niemandem begegnet bin. Wenn ich dann aber Leute getroffen habe oder irgendwo in der Wildnis auf eine Schäferin mit ihrer Herde Schafe aufgelaufen bin, habe ich mich sehr gefreut, auch wenn ich mich oft nur mit Händen und Füßen verständigen konnte. Besonders waren auch die Berghütten, die vor allem in Kroatien regelmäßig frei verfügbar waren.

Equipment: Inov8 Terrain 25 l Rucksack, Big Agnes Copper Spur UL 2 Bikepacking Zelt, Big Agnes Lost Ranger 3N1 (Innenschlafsack), Themerrest Prolite regular Isomatte, Altra Lonepeak & Superior Schuhe, 2 x 0,5 l Flasks, 2 l Trinkblase, Olympus TG 6 Kamera

Witzige Ereignisse:

  1. In Slowenien war es auch eine Herausforderung Wasser zu bekommen, aber nicht, weil es keins gab, sondern weil die Einheimischen mir lieber Bier oder Schnaps angeboten haben. Die slowenische Gastfreundlichkeit war überragend und viele sprachen auch deutsch, sodass ich mich gut mit den Einheimischen verständigen konnte. Wenn ich nach Wasser gefragt habe, wurde ich oft hereingebeten und mir wurde Essen angeboten.
  2. Nach 10 Tagen und ca. 500 km kam mir ein deutsches Pärchen entgegen, welches den Via Dinarica von Süden nach Norden abgewandert ist. Nachdem sie mir erzählt haben, dass sie noch ca. 4 Wochen für den Rest bräuchten, fragten sie mich, welche Woche mir am besten gefallen habe. Welche Woche??? Ich war ja erst eine gute Woche unterwegs … 😉
  3. In Lukomir dem höchsten Bergdorf Bosniens habe ich bei beeindruckendem Sternehimmel einfach auf dem ca. 2 m breiten Weg genächtigt. Am nächsten Morgen habe ich meine Sachen schnell zusammengepackt und an Wegesrand gelegt und bin nochmal auf den nächsten Berg rauf, um die Aussicht zu genießen. Als ich oben ankam, sah ich wie eine Schäferin mit ihren mehreren hundert Schafen den schmalen Weg runter ist und ich befürchtete, dass meine Sachen eine bequeme Toilette für die Schafe waren. Als ich dann aber den Trail runterlief, war alles sorgfältig auf einen Felsen gelegt und als ich später auf die Schäferin ohne mein Laufstöcke auflief, fragte sie mich mit Händen und Füßen, ob ich die Stöcke nicht gesehen hätte und als ich ihr zeigte, dass ich sie im Rucksack verpack hatte, hob sie erleichtert den Daumen. Einfach traumhaft wie umsichtig manche Menschen sind.

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